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Wirtschaft / Energie
Die energetische Nutzung des Quellwassers hat in Paderborn eine nahezu tausendjährige Tradition. Topographisch konzentrierte sie sich in einem eigenen Mühlenviertel, das sich seit dem 13. Jahrhundert auf kirchlichen Grund zu verdichten begann. Im Jahre 1406 wird von 20 Getreide-, Malz-, Öl-, Schleif-, Säge-, Loh- (Lohgerber), Harnisch- (Ketten- und Harnischschmieder) und Walkmühlen (Tuchmacher) auf engem Raum berichtet, die sich zum gewerblichen Energiezentrum der Stadt entwickelten.
In engem Zusammenhang mit den Padermühlen steht die Brotherstellung. Das kastenförmige „Paderborner", das aus einer Roggen-Weizen-Mischung besteht, wurde bereits in früheren Jahrhunderten weit über die Grenzen des Paderborner Landes hinaus exportiert.
Die Stümpelsche Mühle liegt malerisch am Zusammenfluss der sechs Paderarme. Von der Mühle steht noch das alte Mühlengebäude, das unterschlächtige Wasserrad wurde in jüngerer Zeit erneuert. Auf der äußeren Seite der Stadtmauer war bis 1989 noch ein alter Schuppen der Lohgerber zu erkennen, die wegen ihres schmutzigen Gewerbes am äußeren Stadtrand angesiedelt waren.
Bis 1883 wurde das Paderwasser zum direkten Antrieb der Mühlen über Wasserräder genutzt. Danach wurden die Wasserräder durch Turbinen ersetzt und die Wasserkraft in elektrischen Strom zum Antrieb der Mühlenwerke umgewandelt. Noch heute kann ein Teil des hohen Energiebedarfs der noch betriebenen Reineke-Mühlen (ehemals Pollmanns Mühle) durch zwei Turbinen gedeckt werden.
Dem Wasser verdankt ein weiteres traditionelles Gewerbe seine Bedeutung: Das Bierbrauen. Mehr als 300 Bier brauende Bürger sind im 15. Jahrhundert urkundlich bezeugt.
Nach Jahrhunderten der Nutzung als Trink- und Brauchwasser ist neuerdings eine stille Renaissance der Wassernutzung im Gange, die den Grundwasserschatz unter dem Vorzeichen der alternativen Energiegewinnung in ein neues Licht setzt. Die über das Jahr stabile Temperatur (je nach Quelle zwischen 11 und 14 Grad) lässt das Quellwasser zu einem vortemperierten Füllwasser für Klimatisierungssysteme modernster Bauart werden. Je nach Außentemperatur wird es so wechselweise zur Heizung oder Kühlung von Gebäuden eingesetzt und nach Gebrauch durch „Schluckbrunnen" in reinem Zustand ins Grundwasser zurückgeleitet. Damit hat die Stadt Paderborn in Kooperation mit e.on Westfalen Weser den Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur 2012 in der Kategorie "Energie und Infrastruktur" gewonnen.
Bereits im Mittelalter entstand an der Pader ein außergewöhnliches Mühlenquartier, das sowohl in seiner diversen technischen Wasserkraftnutzung als auch aufgrund seiner innerstädtischen Wasserraddichte im europäischen Vergleich hervorstach. Die Orte und die technische Funktionsweise der einzelnen Mühlen werden im Video durch historische Karten und 3D-Animationen visualisiert, sodass die prosperierende Mühlenwirtschaft an der Pader von 1400 bis 1803 gezeigt werden kann. Die Erforschung der Mühlengeschichte an der Pader, dessen Ergebnisse die einzigartige Bedeutung der Pader im europäischen Vergleich zeigen, wird im Rahmen der Bewerbung der Pader um das Europäische Kulturerbe-Siegel intensiviert. Im Rahmen dieser Bewerbung hat der Verein „Freunde der Pader", Historiker der Universität Paderborn und "Architectura Virtualis" das historische Mühlenquartier Paderborns neu visualisiert. Finanziell unterstützt wurde das Projekt durch die Initiative "Heimat-Scheck" des Landes Nordrhein-Westfalen.
HIER geht es zum Mühlenquartier-Video auf YouTube
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Unterlagen zum Vortrag von Prof. Dr. Michael Ströhmer zum Thema „Wirtschaftsregion Pader“ 1950 - 1300:
Wir wollen Paderborns Besonderheit fördern.